Ein Bus mit erster Etage
Ein ganz besonderer Bus fuhr durch den Stadtteil Gaarden –den Ostring entlang.
Seit September 1962 fuhren - nach längerer Erprobung eines Musterbusses - insgesamt zwölf Eineinhalbdecker der Firma Ludewig, Essen, auf der Linie 8.
Im Januar 1962 tauchte dieser Bus-Typ in Kiel auf. »Wagen mit Aufstiegsmöglichkeiten«, nannten ihn die KN, ging es doch über eine Treppe in das Oberdeck. Solche Wagen verkehrten damals in mehreren Städten – Kiel war nichtsdestoweniger vorsichtig, hatte sich einen auf der Linie 8 eingesetzten Test-Bus in Essen ausgeliehen – die »Katze im Sack« wollte niemand kaufen. Immerhin kosteten die Wagen pro Stück an die 120000 DM.
Vier Wochen lang dauerten die Erprobungen. Dann bestellte die KVAG zwölf derartige Busse vom Typ Büssing 11 RU 7/Ludewig, die ab September 1962 geliefert wurden. Dabei fand diese Buskonstruktion durchaus nicht überall Beifall – ein Probefahrtsbericht der »Kieler Neueste Nachrichten« lautete zum Beispiel: »Ein lautstarker Motor, der allerdings erst eingefahren wurde, leichte Lenkung durch Hydrosteuerung, bequemer, niedriger Einstieg, gepolsterte Sitze, 100 (!) Stehplätze allein im unteren Wagenteil und ein Hochgeschoß, das jugendliche Behändigkeit verlangt, um in gebückter Stellung den Sitzplatz zu erreichen.« Die Verkehrsfachleute beruhigten. Der Bus hätte sich in anderen Städten großartig bewährt. Die »erste Etage« werde vor allen Dingen von Fahrgästen, die auf langen Strecken ungestört sitzen wollen, bevorzugt und sei ideal für jugendliche Fahrgäste.
Die Frage, weshalb denn nicht gleich »richtige« Doppelstöcker beschafft worden seien, wurde damit beantwortet, dass diese viel höher seien und bei Brücken Durchfahrtsschwierigkeiten hätten. Beim Eineinhalbdecker erlaubte es der niedrige Heckeinstieg, den »Kamelhöcker« (so hieß die Erhöhung des hinteren Wagenteils schnell im Volksmund) niedriger zu halten.
Die zwölf Kieler Eineinhalbdecker fuhren auf der Linie 8 von der Reventlou-Brücke durch die Stadt und über den Ostring bis zur Selenter Straße in Ellerbek Sie fanden später keine Nachfolger mehr. Die Technik im Omnibusbau war einen anderen Weg gegangen...
(Bild und Textquelle: Bruno Bock).
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