Mit dem Oberleitungsbus durch die Preetzer Straße
Bereits in den 30er Jahren diskutierte man in Kiel über die Einführung des Obusses, der sich sowohl durch die Unabhängigkeit von zu exportierenden Treibstoffen, als auch durch die größere Flexibilität gegenüber der Straßenbahn auszeichnete.
Der Verkehr nach Elmschenhagen, mit den zahlreichen neuen Werftarbeiterwohnungen hatte stark zugenommen. Für einen Omnibusverkehr standen weder genügend Fahrzeuge noch Treibstoffe zur Verfügung, und für den Bau der schon lange geforderten Straßenbahnlinie ließen sich nicht die Gleismaterialien beschaffen.
Am 8.10.1941 beantragte die Kieler Verkehrs-AG den Bau der zweispurigen Obuslinie Hauptbahnhof – Elmschenhagen.
Man begann mit Fahrzeugen italienischer Bauart (Alfa-Romeo). Am 28.5.1944 konnte der Obusverkehr vom Hauptbahnhof über Kai- und Bahnhofstraße, den Schwedendamm und die Preetzer Chaussee nach Elmschenhagen (Toweddern) aufgenommen werden.
Die Obusse dienten später jedoch auch als kostengünstiger Ersatz für im Krieg zerbombte Streckenabschnitte der Straßenbahn. Im Auftrag der damaligen Kieler Verkehrs-AG wurden Holzpfosten neben die Straßen gesetzt und ein Fahrdraht aufgehängt, über den die Busse mit Strom versorgt werden sollten. Noch während des Zweiten Weltkrieges nahmen die ersten Busse italienischer Bauart den täglichen Pendelverkehr in Kiel auf.
Insgesamt 13 dieser in Mailand beschlagnahmten Busse fuhren in Kiel. Nach dem Krieg mussten diese an Italien zurückgegeben werden, und in Kiel behalfen sich die Verkehrsbetriebe mit deutschen Fabrikaten.
Allen Skeptikern zum Trotz, lief der Verkehr mit O-Bussen zwischen Schwedendamm und Toweddern wieder an. Mitte 1946 verlautete: „Die allergrößten Reifenschwierigkeiten konnten behoben werden, weil uns die Militärregierung ein Sonderkontingent von 42 Obus- und 30 Omnibusreifen bewilligt hat.“
Ende der 40er Jahre waren sämtliche Kieler Busse hellbraun lackiert, bis man 1952 zu einer grün/gelben Farbgebung überging.
Ebenfalls Mitte der 50er Jahre erhielten alle Obusse anlässlich von Generalüberholungen für den Einmannbetrieb vor der Vorderachse eine Einstiegstür.
Schließlich machten der damals preisgünstige Diesel und der vergleichsweise teure Unterhalt des Leitungsnetzes dem Kieler Obus den Garaus. Zu Beginn des Jahres 1964 fuhr zum letzten Mal ein Oberleitungsbus auf der Strecke Hauptbahnhof – Ostring – Sophienhöhe – Cafe Reimers – Toweddern. „Die meisten Obusse wurden nach der Stilllegung verschrottet. Vier Stück gingen nach Osnabrück als Ersatzteilspender, einige an einen Campingverein in Hamburg-Harburg.
Die Obuslinien
Linie 5: Hauptbahnhof – Ostring: 4 Haltestellen, 8 Minuten Fahrzeit. 1,9 Km
Linie R: Hauptbahnhof – Reichenberger Allee, 7 Haltestellen, 16 Minuten Fahrzeit, 6,2 Km
Linie S: Hauptbahnhof – Kroog, 7 Haltestellen, 16 Minuten Fahtzeit, 7,9 Km
Linie T: Hauptbahnhof – Toweddern, 6 Haltestellen 16 Minuten Fahrzeit, 6,1 Km
(Bild und Textquelle: Bruno Bock).
#1 An der Ecke Werftstraße (Foto Christoph Stahl)
#2 Das Foto von Chr. Stahl, links entstand ein paar Jahre später. Im Hintergrund wird ein Haus in der Reeperbahn gebaut.
#3 An Italien zurückzugeben waren die meisten der dort „gekauften“ Oberleitungsbusse. Hier wurde der Alfa Roneo am Germaniaring - dem heutigen Ostring – im Jahre 1944 fotografiert. (Foto Bruno Bock).
#4 Ein Fiat-Oberleitungsbus am Schwedendamm (im Hintergrund sogn. Nissenhütten) Foto: Nordmark-Film
#5 1956 Oberleitungsbus mit Anhänger vor dem Hauptbahnhof in Richtung Elmschenhagen-Toweddern
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