Ganz spezielle Geldprobleme
Martin Geist 13.06.2015
Eigentlich hat Kiel ja spektakulär leere Kassen. In Gaarden scheint die Stadt derzeit aber Probleme zu haben, ihr Geld los zu werden.
Erst vor ein paar Wochen hat der Ortsbeirat nicht ohne leises Murren zugestimmt, die Georg-Pfingsten-Straße für den Durchgangsverkehr zu sperren. Immerhin 300.000 Euro teuer sollen die damit verbundenen Umbauarbeiten werden, jedoch sind sie größtenteils mit Zuschüssen finanziert. Abgesehen davon, dass auch Zuschüsse nicht vom Himmel fallen, sondern aus Steuermitteln kommen, stellt sich nun ein ganz anderes Problem: Es gibt zumindest vorerst keinen Bedarf mehr für diese Sperrung.
Gedacht war sie schließlich dazu, dass die 226 Kinder des aus einem Gebäude in der Kaiserstraße und einem weiteren Haus in der Georg-Pfingsten-Straße bestehenden Familienzentrums gefahrlos von einem Standort zum anderen gelangen können. Müssen sie nun aber gar nicht mehr. Während die Erzieherinnen streikten, förderten Handwerker so starke Schimmelschäden zutage, dass die Kita Georg-Pfingsten-Straße sofort dicht gemacht wurde und die 74 betroffenen Kinder auf andere Einrichtungen verteilt wurden.
Konnte man das Schimmelproblem nicht schon früher erkennen? Nein, heißt es bei der städtischen Immobilienwirtschaft. Trotz regelmäßiger Begehungen sei der Befall nicht wirklich augenfällig gewesen. Und außerdem: Schimmelbelastung der Luft in den Gruppenräumen gebe es nachmessbar nicht, die Schließung habe damit rein vorbeugenden Charakter.
Der Ortsbeirat Gaarden wundert sich dennoch über die Sache und fasste obendrein einen Beschluss, der an die Rathaus-Verantwortlichen appelliert, nur ja nicht auf die Idee zu kommen, die teure Straßensperrung anzugehen. Erst müsse ein Gesamtkonzept her, meinen die Stadtteilvertreter.
Wie das aussehen könnte, sagt offiziell niemand, zu erwarten ist jedoch, dass sich eine Sanierung des 1957 erbauten Hauses nicht mehr lohnt und ein Neubau nötig wird. Womit die Stadt dann doch noch Gelegenheit bekäme, ganz viel nichtvorhandenes Geld auszugeben.
Was in Katzheide dezidiert nicht geschehen soll. Dort setzte sich diese Woche die wundersame Kostensenkung in konkrete Taten um. Spezialisten dichteten die Einspüldüsen und andere Lecks in der Folie ab in der Hoffnung, dass es wenigstens noch für ein paar Jährchen hält. Funktioniert hat das erst einmal, ob das Wasser drin bleibt, müssen aber erst noch die kommenden Tage zeigen.
Gewiss ist jedenfalls: Die aktuelle Flickerei kostet keine 750.000 Euro, sondern noch nicht einmal 15.000 Euro. Und selbst wenn nach nämlichem Modell das Schwimmerbecken saniert werden sollte, bliebe die Sache sehr überschaubar. Gewiss scheint aber auch: Die Folien sind stark angegriffen und halten nur noch begrenzte Zeit. Ein Ende Mai im Rathaus eingereichtes Bürgerbegehren soll freilich dazu beitragen, dass im Zweifel investiert wird. So dass die Stadt auch in diesem Fall Gelegenheit bekäme, doch noch ihr nichtvorhandenes Geld auszugeben.