Grüner Ärger ums Rote Sofa
Martin Geist 15.03.2015
Wie viel Kultur darf es sein im Ortsbeirat? Und wo beginnt der Klamauk?
Starkes Design, ein lauschiges Plätzchen und Gewähr für schöne Aussicht auf die Förde: Das Rote Sofa in Gaarden hat alles, was das Herz begehrt. Nur einen zu geringen Bekanntheitsgrad.
Findet zumindest Ortsbeiratsvorsitzender Bruno Levtzow (SPD), der angesichts dessen sogleich eine prima Idee hatte: Warum nicht einfach mal eine Ortsbeiratssitzung auf dem Roten Sofa abhalten und somit breiteres Interesse auf das überdimensionale Sitzmöbel beim Hochhaus am Sandkrug lenken? Ein passender Anlass war mit dem Gaardener Kulturfrühling schnell gefunden. Im Mai soll also der Ortsbeirat Open Air am Roten Sofa tagen, ein kleines Kulturprogramm mit Norbert Aust vom Werftparktheater inklusive.
Genau an diesem Kulturteil entfachte sich nun im Ortsbeirat eine hitzige Diskussion. Besonders die Grüne Edina Dickhoff arbeitete sich an der Rote-Sofa-Sitzung ab, weil sie als Vize-Vorsitzende des Ortsbeirats nicht informiert worden sei und überhaupt die ganze Sache als äußerst albern betrachte. Zu Ohren gekommen war ihr im Vorfeld, dass der Ortsbeirat kostümiert tagen, seine Diskussionen gar in Reimen führen wolle. Was nun bei allem Verständnis für Spaß dem Ernst der kommunalpolitischen Sache keineswegs angemessen sei. Sie persönlich werde sich an der Sitzung weder in Stabreimen noch mit Pappnase beteiligen, mokierte sich Dickhoff und bekannte: „Ich fühle mich echt ein wenig verarscht.“
SPD-Ortsbeirätin Sonja Plambeck hingegen meinte, dass der Ortsbeirat durchaus ein „Teil der Kultur“ im Stadtteil und das Rote Sofa trotz grüner Bedenken ein sehr angemessener Ort für eine Sitzung sei. Ansonsten verhalte es sich offenkundig schlichtweg so, dass die Kollegin Dickhoff nicht ernst Gemeintes ernstgenommen habe. Das mit den Reimen und den Pappnasen sei jedenfalls lediglich von nicht mehr näher ermittelbaren Witzbolden aufgebracht worden. Und kostümiert würden zur Sofa-Sitzung allenfalls die Schauspieler erscheinen.
Fedor Mrozek von der CDU regte zur Güte an, den offiziellen Teil der Mai-Sitzung im Hochhaus abzuhalten und anschließend für den Kulturteil zum Roten Sofa zu wechseln, doch das hätte nach Mehrheitsmeinung wiederum stark den Reiz der Sache gemindert. Zumal Bruno Levtzow betonte, dass er als Vorsitzender „sensibel genug“ sei, nur Themen zu behandeln, die tatsächlich zu einem solchen Anlass passen.
Das versöhnliche Schlusswort zum Sofa-Streit kam schließlich aus dem Munde des Linken Rolf Schrem. Die Idee zu einer Kultursitzung unter freiem Himmel sei gut und löblich, nur habe es der Vorsitzende eben versäumt, darüber vorab mit den Kolleginnen und Kollegen im Ortsbeirat zu reden.
Dabei beließ man es dann auch. Abgesehen davon, dass die Stadtteilvertreter später beim Tagesordnungspunkt zum Thema Hundekotbeutel so wirr diskutierten, dass aus den Zuschauerreihen prompt die Anregung kam, sich doch mal eben die Pappnasen aufzusetzen.